Mali zeichnet sich jedoch durch eine der höchsten Prävalenzen aus. So wird dort der Anteil der betroffenen Frauen auf 89 % geschätzt (Quelle: Unicef, 2018). Diese Praxis ist in der Gemeinschaft und in den traditionellen Bräuchen tief verankert und setzt für die Mädchen und Frauen oft eine Voraussetzung dar, um heiraten zu können. Die Angst, von der eigenen Gesellschaft ausgeschlossen zu werden, sollte man sich gegen den Brauch entscheiden, ist oft zu groß. Zudem trägt der Mangel an Informationen über die gesundheitlichen Folgen der Praxis dazu bei, dass sie nach wie vor nicht abgeschafft worden ist.
Es werden also Sensibilisierungsveranstaltungen für Frauen organisiert, aber vor allem für die einflussreichen Personen der Gemeinschaft. Dazu gehören Dorfvorsteher, Matronen, traditionelle Beschneiderinnen, religiöse Führer, Lehrer, Gesundheitshelfer oder auch Großmütter, die eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Praxis spielen.
Traditionelle Beschneiderinnen erhalten Alphabetisierungskurse und können, wenn sie es wünschen, in andere Berufe wechseln, z. B. als Gemeindehelferinnen, um über die Folgen der Beschneidung aufzuklären.
Im Jahr 2022 wurden 64 Treffen mit jeweils 10 Personen von den Dorfkomitees organisiert und sie trugen zu 332 Hausbesuchssitzungen bei. Die Gemeinschaft schätzt diese bürgernahe Tätigkeit, bei der die Vertraulichkeit des Austauschs gewährleistet ist.
Parallel dazu führten die Projektbetreuer 400 Aufklärungsgespräche durch und organisierten 176 Beratungsgespräche für Gruppen von : 20 Mädchen, 20 Frauen, 20 Jungen und 20 Männer. Diese Aufteilung ermöglicht eine freiere Meinungsäußerung und wir beobachteten in diesem Jahr eine stärkere Mobilisierung der Männer.
44 Radiosendungen wurden von zwei lokalen Radiosendern mit einem Publikum zwischen 50.000 und 100.000 Menschen ausgestrahlt.
COFESFA, unser lokaler Partner, organisierte einen Austauschtag mit 84 umgeschulten Beschneiderinnen und hielt 20 Advocacy-Sitzungen ab, um den Ausstiegsprozess zu fördern.
In diesem Jahr konnten 10 der 15 identifizierten Frauen chirurgisch versorgt werden, da das vorgesehene Budget nicht ausreichte, um alle Patientinnen zu versorgen. Die fünf Frauen, die noch auf der Warteliste stehen, werden 2023 betreut.