Die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) hat ihre Grundlagen in der Tradition der Vorfahren. Sie stellt eine sozial vorgeschriebene Verhaltensregel dar, die von Familien in der Überzeugung weitergeführt wird, dass die Gesellschaft dies von ihnen erwartet. Halten sie sich nicht an diese soziale Regel, riskieren sie soziale Sanktionen wie Marginalisierung, Ausschluss von der Ehe oder Verlust des sozialen Status.
Darüber hinaus wird die Genitalverstümmelung schon in sehr jungem Alter durchgeführt. Doch während einige Komplikationen sofort auftreten, können andere erst 15 Jahre später auftreten, zum Beispiel während der Entbindung. Frauen, die nur wenige oder gar keine Informationen über die weibliche Genitalverstümmelung haben, stellen die Verbindung zur Praxis nicht her und sind sich der vielen eventuellen gesundheitlichen Folgen oft nicht bewusst. Nur ein kollektives Bewusstsein ermöglicht eine Verhaltensänderung und somit ein zukünftiger Verzicht auf die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung. Um Frauen zu helfen, sich von den verursachten psychischen und physischen Traumata zu befreien, basiert das Projekt auf einem partizipativen Ansatz, der alle Akteure der Gesellschaft aktiv einbezieht:
Das Interventionsgebiet des Projekts konzentriert sich auf die Provinz Tuy in der Region Haut-Bassins in Burkina Faso. Die Aktivitäten werden im Rahmen der folgenden Modalitäten durchgeführt:
- Die Schulung lokaler Akteure zum Thema Beschneidung (Gemeinde- und Religionsführer, Lehrer, BeschneiderInnen usw.).
- Informations-, Bildungs- und Kommunikationsaktivitäten für die breite Öffentlichkeit (Zeremonien zur Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung in den Dörfern,
- Aufklärungsgespräche, Teilnahme an verschiedenen lokalen und nationalen Veranstaltungen zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt).
- Identifizierung und berufliche Umschulung von BeschneiderInnen
- Identifizierung und medizinisch-soziale Betreuung von 67 Frauen, die an den Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung leiden
Da trotz des Gesetzes nach wie vor 76% der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren in der Region Hauts-Bassins eine Genitalverstümmelung erleiden, soll das Projekt im Jahr 2022 weiterhin verstärkt werden.
Im Mittelpunkt steht hierbei die Stärkung des Dialoges mit den lokalen Akteuren, um so ein möglichst günstiges Umfeld für die Abschaffung der Genitalverstümmelung zu schaffen. Auch die Sensibilisierungsaktivitäten für die breite Öffentlichkeit die über die Gefahren der weiblichen Genitalverstümmelung unterrichten, sollen bestärkt werden.