GESPRÄCH MIT DR. JEAN SMIT, EIN INTERVIEW MIT DEM LUXEMBURGISCHEN CHIRURGEN, DER ÜBER GRENZEN HINAUSGEHT

Hallo Dr. Smit, können Sie sich kurz vorstellen?

Guten Tag, ich bin Dr. Jean Smit, Facharzt für Allgemein- und Gefäßchirurgie und arbeite im Centre Hospitalier du Nord in Ettelbrück. Ich wurde 1957 in Troisvierges als das älteste Kind in einer Landwirtsfamilie mit sieben Kindern geboren. Ich bin mit der Gynäkologin Dr. Kalonji Ditunga Kapinga verheiratet und wir haben drei Kinder

Was hat Sie dazu bewogen, Sumedco zu gründen?

Ich war zuvor schon mehrmals in den Kongo gereist, um als Arzt Hilfe zu leisten, die dazu diente, die vor Ort bestehenden Probleme beim Zugang zu medizinischer Versorgung zu lindern. Aber erst 2005 bat mich ein Familienmitglied, Pfarrer Henri Kapenga, der Luxemburg besuchte, um Hilfe bei der Sanierung der Gesundheitszentren in Tshilundu Mérode und Bakwa Tshimona.

Während meiner Reise in dem selben Jahr in den Kasai Oriental, einer der am meisten benachteiligten Regionen des Kongos, sowohl was die Unterstützung durch die Zentralregierung als auch die Präsenz internationaler und humanitärer Organisationen betrifft, konnte ich die dortige Situation einschätzen und den aktuellen und zukünftigen Bedarf definieren. Daraufhin gründeten wir SUMEDCO Asbl, eine Organisation für technische und medizinische Unterstützung in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Diese Organisation verfügt über eine lokale Vertretung, zu deren Gründungsmitgliedern Herr Kalonji Ditunga Albert gehört, mit dem Ziel gegen Krankheit und Armut vorzugehen. Unsere Arbeit ist langfristig im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung angelegt, mit dem Ziel, eine partnerschaftliche Beziehung zu der Bevölkerung und dem lokalen medizinischen Personal aufzubauen.

Wie kann man seine Karriere als Chirurg in Luxemburg und seine humanitären Projekte in der Demokratischen Republik Kongo miteinander vereinbaren?

Natürlich erfordert die Kombination der beiden Aktivitäten Opfer, aber ich würde um nichts in der Welt etwas ändern. Ein großer Teil meiner Freizeit und meines Urlaubs wird für die humanitäre Tätigkeit beansprucht. Und das alles ist dank der Unterstützung der Familie, der guten Arbeit des SUMEDCO-Teams vor Ort und insbesondere der Unterstützung der Fondation Follereau Luxembourg (FFL) möglich.

Ist Ihre Tätigkeit in der DRK und in Luxemburg die gleiche?

Nicht wirklich, nein. In Luxemburg gibt es zunächst meine berufliche Tätigkeit als Chirurg im Centre Hospitalier du Nord und dann die humanitäre Tätigkeit als Präsident von SUMEDCO sowie Mitglied des Verwaltungsrats der FFL.

Wenn ich in die DRK reise, besteht die humanitäre Tätigkeit darin, die lokale Vertretung SUMEDCOs bei ihren Aktivitäten zu unterstützen und die Qualität der Versorgung, das Niveau der medizinischen Kompetenz und die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten.

Wie wird die Finanzierung eines solchen Projekts sichergestellt?

Zwei Ordensschwestern, die Mitglieder der lokalen Vertretung im Kongo sind, verwalten die Finanzen der SUMEDCO-Poliklinik in Mbuji Mayi. Derzeit deckt die Poliklinik einen Großteil ihrer Betriebskosten durch die Einnahmen aus ihrer täglichen Arbeit und natürlich auch durch Spenden. Die Preissenkung der Strom- und Wasserversorgung wird durch die Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage und den Bau eines Regenwassertanks sichergestellt. In Zukunft werden diese Einnahmen nochmals durch die Unterzeichnung von Krankenversicherungen mit verschiedenen lokalen Unternehmen verstärkt. Hierbei bietet die Poliklinik Sozialtarife und sogar kostenlose Behandlungen an, damit die medizinische Versorgung für jeden zugänglich bleibt. Die Investitionen in die Infrastruktur und die Ausstattung der Poliklinik werden weitgehend von der Fondation Follereau Luxembourg unterstützt.

Was waren die größten Herausforderungen seit Beginn des Projekts?

Im Rahmen des Projekts mussten wir uns vielen Herausforderungen stellen, wie z.B. Verwaltungskosten, Hygiene, Instandhaltung der Einrichtungen, Zugang zu sauberem Trinkwasser und sicherer Stromversorgung. Auch im Bereich der Logistik gab es oftmals Lücken und generell forderte uns die gesamte Verwaltungsarbeit stark heraus. Das grösste Problem war jedoch der Mangel an Betten in der Poliklinik, weshalb wir 2016 beschlossen haben, ein Nebengebäude zu errichten.

Welche Vision haben Sie für die Poliklinik?

Wir wollen weiterhin junges und erfahrenes Personal ausbilden und einstellen. Es ist geplant, die verschiedenen Bereiche des Zentrums wie die Traumatologie, die Orthopädie sowie den Bereich der Familienplanung auszubauen.

Außerdem legen wir weiterhin großen Wert auf die Aufklärung der Bevölkerung über HIV und Tuberkulose. Auch in Zukunft wird der Schwerpunkt unserer Arbeit im Gesundheitsbereich liegen und vielleicht können wir irgendwann auch andere Aktivitäten in Angriff nehmen.

Um die Poliklinik weiterhin mit einer Spende zu unterstützen :

– 30€ finanzieren die Medikamente für einen Patienten pro Tag in der Poliklinik – 60€ tragen zum Ausbau der Photovoltaikanlage bei (benötigtes Gesamtbudget: 13.000€) – 100 € tragen zum Kauf eines Ultraschallgeräts bei (benötigtes Gesamtbudget: 16.400€)

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