RCA : FFL et FAIRMED soutiennent les personnes dans le besoin

Luxemburg, 20.12.2013 – Das Elend in der Zentralafrikanischen Republik entwickelt sich zu einem Ausnahmezustand. Die Bevölkerung des krisengeschüttelten Landes ist erneut blutigen Kämpfen verfeindeter Rebellen ausgesetzt. Ein Putsch hatte das Land erst im März 2013 ins Ungleichgewicht gebracht, als das muslimische Rebellenbündnis Séléka Staatschef Bozizé stürzte. Rebellenchef Michel Djotodia wurde Übergangspräsident und löste Séléka auf, die Gewalt hält dennoch bis heute an und eskaliert seit einigen Tagen. Seit 2011 arbeiten die NGOs FAIRMED und FFL gemeinsam an einem Projekt zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Aká-Pygmäen in der Zentralafrikanischen Republik. Nun leiten die NGOs gemeinsam ein Nothilfeprojekt ein, um die Gesundheitsversorgung der Ärmsten zu unterstützen. Interview mit Thomas Gass, Projektmanager des Schweizer Hilfswerkes FAIRMED:

Thomas Gass, Projektmanager des Schweizer Hilfswerkes FAIRMED

FFL : Die FFL unterstützt das medizinische Nothilfeprojekt von FAIRMED mit einer Summe von 65.000 Euro. Wie genau wird diese Hilfe aussehen, die in der ersten Jahreshälfte 2014 in der Hauptstadt Bangui sowie in der Präfektur Lobaye auf den Weg gebracht wird?

Thomas Gass : In der ländlichen Lobaye sind wir schon seit fünf Jahren tätig, das ist eine Präfektur mit etwa 300.000 Bewohnern im Südwesten des Landes. Dort arbeiten wir mit zwölf Gesundheitszentren zusammen und zwei Spitälern: Die kennen uns, wir kennen sie, wir kennen das Personal, die Einzugsgebiete und auch die Schwächen und Bedürfnisse der Spitäler.

Unser Plan sieht vor, Medikamente und medizinische Ausrüstung zu liefern. Zudem möchten wir personelle Engpässe überbrücken. Denn in drei von diesen zwölf Gesundheitszentren sind die Krankenschwestern geflüchtet, daher werden wir dort eine Übergangslösung finanzieren, damit die Pflegestellen wieder besetzt sind. Unser Plan ist es, dass etwa 10.000 Patienten von unseren Lieferungen profitieren werden. In diesem Falle gehören ländliche Zielgruppen inklusive der Aka-Pygmäen dazu, die eingeborene indigene Minderheit, die dort im Regenwald lebt. Das andere Gebiet, indem wir aktiv sein werden, sind zwei Quartiere in der Hauptstadt Bangui. Dort werden wir mit drei staatlichen Gesundheitszentren und mit einem Spital zusammenarbeiten und auch mit dem lokalen Roten Kreuz. So werden wir auch dort Medikamente und Ausrüstungen liefern. Zudem werden wir in der Hauptstadt gemeinsam mit dem Roten Kreuz den Dienst der Ambulanz verstärken, um Notfälle (Schwangere, Verletzte…) ins Spital überwiesen zu können.

Wen trifft diese Krise am härtesten?

Sowohl in der Stadt als auch auf dem Lande sind die Kinder mal wieder die Verletzlichsten, die es am härtesten trifft. Dazu muss man sagen: Schon vor der Krise haben Studien gezeigt, dass jedes vierte Kind chronisch unterernährt ist und jedes dritte an Wachstumsstörungen leidet und somit bleibende Schäden von der Unterernährung trägt. Mit der humanitären Krise verschlimmert sich die Not der Kinder. Daher prüfen wir aktuell ein Programm, das in beiden Gebieten gemeinsam mit den Spitälern und Gesundheitszentren akute und chronische Unterernährung angehen würde. Unser Ziel ist es, diesen Kindern mit therapeutischer Ernährung zu helfen – konkret handelt es sich dabei um sogenannte „Plumpy’Nut“-Produkte auf der Basis von Erdnussbutter, Milchpulver, Vitaminen und Öl.

FAIRMED hilft derzeit als einziges Schweizer Hilfswerk direkt vor Ort. Wie ist es um die Sicherheitslage Ihrer Mitarbeiter bestellt?

Zu unseren Mitarbeitern in der Zentralafrikanischen Republik gehören neun Einheimische und ein Kameruner: Es geht ihnen allen gut und sie sind gut aufgehoben. In den letzten Wochen hat es ja vor allem in Bangui sehr gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben – zu diesen Zeitpunkten sind unsere Mitarbeiter in Bangui zu Hause geblieben, sodass wir die Büros vorübergehend geschlossen haben. Diese Maßnahme haben wir auch vor dem Hintergrund getroffen, dass während der Unruhen im März 2013 zwei Projekt-Fahrzeuge gestohlen und das FAIRMED-Büro geplündert wurde. Auch unsere Mitarbeiter in der Kleinstadt Mbaiki, in der Präfektur Lobaye, haben wir gebeten, ihre Aktivitäten in dieser fragilen Zeit auf ein Minimum zu reduzieren. Die letzten Wochen haben uns schon einen Schrecken eingejagt… wir müssen halt die Sicherheit unserer Mitarbeiter in Betracht ziehen.

Die Zentralafrikanische Republik ist eines der ärmsten Länder der Welt – zudem haben zahlreiche Staatsstreiche in der Vergangenheit restliche Strukturen im Gesundheits- und Sozialsystem etc. völlig zerstört. Kann man bei diesem Desaster als NGO noch von einer potentiellen Hilfe zur Selbsthilfe sprechen?

Mit dem Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe arbeiten wir nach wie vor mit den Menschen da draußen zusammen. Die Selbstorganisation und Selbstverantwortung der Menschen ist sehr hoch. Denn je weiter wir uns in die Peripherie des Landes bewegen, desto stärker fällt uns auf, dass sich der Staat seiner Verantwortung entzieht. Was heißt: Die Gemeinschaften müssen sich selbst organisieren und das tun sie auch! Und das ist das Ermutigende an unserer Arbeit. Die Verwaltung all unserer Gesundheitszentren beispielsweise wird von Dorfkomitees übernommen – und so erbringen die Menschen Selbstverantwortung und Eigenleistung.

Seit 2011 arbeiten FFL und FAIRMED  gemeinsam an einem Projekt zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Aká-Pygmäen in der Zentralafrikanischen Republik. Das Leben der Akás, der Ureinwohner, war bereits vor dem Rebellenaufstand von starker Armut und Unterdrückung geprägt. Akás besitzen beschränkte Bürgerrechte und haben verminderten Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung. Wie geht es nun weiter für diese Menschen?

Die Aká-Pygmäen sind die Bewohner des tropischen Regenwaldes – diese Menschen waren früher Jäger und Sammler. Bis heute gilt der Urwald als ihr Lebens- und Ernährungsraum, dort bewegen sie sich, niemand kennt sich wie sie mit der Flora und Fauna im Regenwald aus. Daher wussten sich die Aká-Pygmäen auch während der Auseinandersetzungen im Wald zu verstecken, um sich so vor Gewalt und Plünderungen zu schützen. Aber natürlich gehören sie zu den Verletzlichsten, wenn es um die Gesundheitsversorgung geht, da sie nun mal auch den Belastungen und Risiken des Regenwaldes ausgeliefert sind, wie beispielsweise parasitären Krankheiten. Wenn sie sich in solchen Fällen nicht behandeln lassen können oder wenn eine schwangere Aká-Frau im Notfall nicht zur Entbindung ins Spital kann, hat das fatale Konsequenzen. Wir haben jetzt versucht, unser bisheriges Entwicklungsprojekt zu nutzen, um auch die Aká-Pygmäen mit der Nothilfe zu erreichen.

Ihre Einschätzung zur Lage: Wird die Militärintervention aus Frankreich ausreichen,  um die religiös motivierte Gewalt bzw. das muslimische Rebellenbündnis Séléka unter Kontrolle zu bringen? 

Wir hoffen natürlich alle, dass es mit vereinten Kräften gelingen kann – inklusive der Regierung. Ich meine, der jetzige Präsident war ja eigentlich selber Anführer der Rebellen-Allianz und der hat natürlich noch sämtliche Kontakte und muss meines Erachtens jetzt auch gerade stehen und kooperieren. Wir hoffen alle, dass es gelingt, dieses Banditentum auf allen Seiten mit militärischer Präsenz einzudämmen. Man kann nicht einseitig irgendwelche Gruppen, sei es religiöse oder ethnische Gruppen, beschuldigen! Das ist ein Banditentum, das sich in einem staatlichen Machtvakuum entfalten konnte. Wir hoffen auch, dass die Mission der Franzosen zusammen mit den Afrikanischen Staaten, eine friedenserhaltende Mission zu Gange bringt, die uns die Arbeit ermöglicht. Das ist wichtig, dass wir humanitäre Organisationen arbeiten können, dass wir Zugang zu der Bevölkerung haben, die uns brauchen – dafür ist jetzt leider in der RCA das Militär nötig. Allerdings: Es ist ein riesengroßes Land, dünnbesiedelt, demnach war es vorher schon nicht möglich, das ganze Land zu kontrollieren – dies wird auch den Franzosen und der Afrikanischen Union nicht möglich sein. Man wird aber strategisch wichtige Punkte – Hauptstadt, Flughafen, große Provinzstädte – polizeilich bestimmt sichern können.

Sie sind diese Woche mit dem Ziel von Bern nach Luxemburg Stadt gereist, um die Projektarbeit FFL-FAIRMED weiter auszubauen. Ein Arbeitsmeeting der besonderen Art?

Ja, für mich ist diese eine besondere Reise – denn die Zentralafrikanische Republik ist wirklich ein vergessener, schwarzer Fleck auf der Landkarte Afrikas. Es gibt sehr wenige NGOs, die sich für dieses Land und seine Geschichte interessieren. In der Zentralafrikanischen Republik leben vier Millionen Menschen in einem Machtvakuum – zudem ist es eines der ärmsten Länder der Welt. Ich finde es daher ein schönes Zeichen, dass sich FAIRMED und FFL zusammen tun, um diesem Land und der Bevölkerung zu helfen. In den letzten drei Jahren haben wir dort gemeinsam Aufbauarbeit geleistet, um nun auch solidarisch in der Not beizustehen. Und ich freue mich darauf, mit der FFL weiterhin gemeinsam die Menschen sowohl in der Schweiz als auch in Luxemburg über das Land und seine Not zu informieren – und gemeinsam Spenden zu sammeln, das wir wirksam für die notleidende Bevölkerung einsetzen können.

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